Ein Stück Normalität im Alltag

SG100954

Gute Stimmung in den Flüchtlingsklassen der Hauptschule Coerde: Dr. Tannaz Westerberg (5.v.l.) von „Nimas“, einem Verein zur Ausbildungsförderung, spendete Schulmaterialien, damit im Schulalltag nichts fehlt.

Ein Stück Normalität im Alltag
An der Hauptschule Coerde sind zwei Klassen nur für Flüchtlinge eingerichtet worden
Marion Fenner (Westfälische Nachrichten 22.08.2015)
Münster-Coerde
Zwei Klassen nur für Flüchtlingskinder hat die Hauptschule Coerde eingerichtet. Kinder, die oft kein Wort Deutsch sprechen, teils schreckliche Dinge in ihrer Heimat erlebt haben und oft eine schwierige Flucht nach Deutschland hinter sich haben, sollen dort wieder in Ruhe lernen dürfen. „Wir wollen diesen Jugendlichen ein Stück Alltagsnormalität geben“, erklärt die Leiterin der Hauptschule Coerde, Inge Nieländer.
46 Kinder aus Flüchtlingsfamilien, die aus Syrien, Mazedonien, dem Kosovo, Serbien, Bulgarien und Pakistan stammen, hat die Hauptschule aufgenommen. Seit gut einem halben Jahr gibt es die speziellen Flüchtlingsklassen. „Die Kinder sind froh, wieder in die Schule gehen zu dürfen, Gleichaltrige kennenzulernen und auch aus den Flüchtlingsunterkünften mal rauszukommen“, sagt Inge Nieländer. Ein normal strukturierter Alltag sei gut und wichtig für die Kinder, auch um nicht immer an die Erlebnisse in jüngster Vergangenheit zu denken.
Die jüngeren Kinder unterrichtet Johannes Schröer, um die älteren, bei denen es auch schon um die Vorbereitung auf die Zeit nach der Schule geht, kümmert sich Alex Siebeneck. Wichtigstes Thema sei zunächst das Erlernen der Sprache, erklärt Siebeneck. Meist gehe es sehr schnell, dass die Schüler Deutsch verstehen und sich auch ein wenig verständigen, aber Schreiben lernen sei recht schwierig. Wenn einmal ein Dolmetscher gebraucht wird, könnte sich die Schule an die Stadt Münster wenden – das braucht sie aber nicht. „Wir haben in unserer Schule viele Kinder mit ganz besonderen Sprachkenntnissen“, berichtet die Schulleiterin. Sie seien die perfekten Dolmetscher und jederzeit verfügbar. Überhaupt seien die Flüchtlingskinder in der Schule gut aufgenommen worden. „Unsere Kinder helfen, wo sie können und kümmern sich vorbildlich und ihren neuen Mitschüler“, freut sich Inge Nieländer über den Zusammenhalt und die sozialen Kompetenzen ihrer alteingesessenen Schützlinge. „Wir profitieren alle von diesen neuen Klassen.“
In Fächern, in denen es nicht vorrangig auf Sprache ankommt, wie Handarbeiten, Werken, Sport, Technik oder Kochen werden die Flüchtlinge in andere Klassenverbände integriert. Auf diese Weise lernten sie die deutsche Sprache schneller, ist sich Alex Siebeneck sicher.
Die neuen Schüler, die aus Unterkünften aus umliegenden Stadtteilen kommen, seien hochmotiviert und wollten etwas lernen, berichten die Lehrer übereinstimmend. Auch die Eltern stünden dahinter – schließlich versprächen sie sich von ihrer Flucht in einen anderes Land auch mehr Bildung und eine besser Zukunft für ihre Kinder.